Archive for August 2008

Welcome to the Hotel California
August 27, 2008

Ich nehme einen meiner Badeanzüge aus dem Schrank, ziehe mich im Bad um (werfe dabei kurz ein misstrauischen Blick zur Dusche – war da nicht doch was?), dann gehe ich runter, bleib noch kurz bei Tootsie hängen, gehe dann schließlich zur Terassentür raus aus der Klimatisierten Wohnung, schaue kurz aufs Thermometer… Was? Schon wieder nur 30°C? Mann. Wo bleibt der Sommer, kanns nicht mal wärmer werden?
Also ihr Lieben, ihr seht: Das kalifornische Wetter hat mich jetzt schon ziemlich verwöhnt gemacht. Auch bei den nicht zu selten erreichten 40°C… So warm ist das doch wirklich nicht. Gut, Scott sieht das etwas anders, aber für mich kanns gerne immer bei den 40 bleiben.
So. Heute bin ich genau 2 Wochen hier… Ist schwer zu sagen, wie ich mich eigentlich fühle. Einerseits kommt es mir ewig vor, dass ich am winzigen Flughafen von Modesto endlich, endlich nach 21 Stunden unterwegs sein und doch ein paar Abschieds-Tränen unterdrücken zum ersten Mal mit meiner Gastfamilie zusammengetroffen bin. Andererseits aber scheinen Deutschland und alles eigentlich gar nicht so fern oder lange her – dann doch eher gestern, irgendwie.
Wie auch immer. Wie es euer innigster Wunsch war – den Kommentaren im Gästebuch zufolge – berichte ich euch jetzt, nachdem ich euch lange genug habe zappeln lassen, über unsere heimliche Freundin Tasha.

Es fing – laut Carol – an damit, dass ein Spielzeug der Katze im Pool lag. Schön und gut soweit – nur darf die Katze nicht raus bzw. sie will auch gar nicht. Wer also könnte dieses Spielzeug da platziert haben? Carol wars nicht, Scott auch nicht und auch nicht die damaligen Austauschschüler Casper und Nick. Sehr mysteriös, aber noch nicht so besonders.
Tashas nächster Auftritt war dann allerdings schon um einiges glamuröser. Carol war allein zuhause an einem ganz gewöhnlichen kalifornischen Tag. Wie man das an gewöhnlichen, kalifornischen Tagen so zu tun pflegt, war Carol gerade dabei sich Poolfertig zu machen, ging ins Bad und…
… Konnte nur noch beobachten, wie die Duschwand in tausende winzige Splitter zersprang.
Naja. Immer noch schön und gut. Wirklich gruselig wurde es erst später – wobei Carol sich sicher ist, dass Tasha keinesfalls böse ist. Das schonmal vorweg.
Der nächste Vorfall ereignete sich wieder ganz beiläufig. Dieses Mal äußerte sich die unsichtbare Macht ganz schlicht in der Form, dass Carols Handy klingelte. Scotts Telefonnummer, also die von unserem Haus hier – erschien im Display. Blöd nur, dass Scott a) nicht zu hause war und b) er Carols Handynummer nicht hat – die haben nur ihre beiden Kinder.
Gut – man kan sagen das sind alles zufälle. Dachte sich Carol vielleicht auch, bis sie eines schönen Tages aufwachte und Tasha neben ihrem Bett stand – bzw. jemand stand neben ihrem Bett, eine junge Frau, die, als sie sah, dass Carol wach war unter ihrem Bett abtauchte und nie mehr gesehen ward.
So, nun werdet ihr euch aber sicher wundern: Warum ausgerechnet Tasha?
Tja, dass das der Name unseres Hausgeistes ist, hätte vermutlich niemand herausgefunden, wäre Carol nicht zufällig einem Medium über den Weg gelaufen! Dieses Medium zeigte verständnis für all die Vorkommnisse und sie hatte auch eine ganz einfach Erklärung dafür: Dieses Mädchen ist irgendwo in der näheren Umgebung gestorben und hat Angst den nötigen, letzten Schritt ins endgültige Jenseits zu tätigen. Und die Message dabei für Carol:
Finde ihren Namen heraus, so dass du, wenn sie dir das nächste Mal begegnet mit ihr sprechen kannst und ihr sagen, dass sie nichts zu befürchten hat.
Das tat Carol dann auch. Tasha war 17 und starb bei einem Autounfall.
Wann immer wir nach Modesto fahren kommen wir an der Stelle vorbei, wo sie starb, wo noch immer ein Kreuz mit ihrem Namen steht mit ein paar Blumen daneben.
Aber ich glaube die Einwohner dieses Hauses brauchen weder Kreuz noch Blumen um regelmäßig an Tasha erinnert zu werden. Bei uns kommt sie schließlich regelmäßig vorbei, versteckt Sachen, macht lustige Klopfgeräusche in der Nacht, sorgt dafür, dass ein Ventilator fast auf Tootsie gefallen wäre (einer der an der Decke hängt) oder versteckt Carols Sachen immer wieder an der Stelle an der sie damals verschwunden ist unter ihrem Bett.

Die Kirche, die Katze, der Pool und ein Geist
August 18, 2008

Jetzt habt ihr mcih tatsächlich so weit, dass ich hier doch mal einen Eintrag schreibe! Wird auch fortgesetzt, versprochen. Ich war mir nur bisher, sagen wir mal unsicher, über was ich eigentlich schreiben soll.
Definitiv aber aus dem Grund, dass es einfach schon wieder wahnsinnig viel gibt, was ich euch so erzählen könnte, sei es über meine Gastfamilie, über Klischees, die sich hier bestätigen oder nicht oder über die jetzt doch kleinere Schule (die morgen anfängt, wünscht mir Glück!), meine „Area Rep“ oder Wal Mart. Kleine Statements zu diesen Themen werden sicherlich im laufe der Zeit folgen, weil mir wirklich einiges durch den Kopf geht, was ich dazu schreiben könnte, aber ich habe mir gedacht, für den ersten Eindruck beschränke ich mich mal auf die vier im Titel genannten Themenbereiche.
Zuerst die Katze. Angekündigt: Herbstfarben. Von einigen vermutet: Matschbraun. Realtät: Die süßeste Katze, die ich mir im Moment hätte wünschen können. Tootsie hat ziemlich langes Fell und wird deswegen auch jeden Tag gebürstet (durfte ich auch schon machen!) und ist dreifarbig – eine Glückskatze also. Schwarz, weiß und rotbraun. Unwahrscheinlich niedlich und zum Glück sehr anschmiegsam. Werd bald ein Foto von ihr machen!

Der Pool – davon muss ich auch ein Foto machen. Also zuerst mal: Der Pool ist groß. Man kann wirklich richtig drin schwimmen. Nicht die Art von Gartenpool, die man vielleicht erwartet, bzw. die ich erwartet hatte. Ist schon ein tolles Gefühl zu wissen, dass man wann immer man will einfach kurz reinspringen kann um sich dann wieder gemütlich auf die andere Seite auf die Luftmatratze zu legen und weiter zu machen mit „just floating around“.

Die Kirche. Dazu könnte ich schon jetzt so viel schreiben, dass ich denke ihr widme ich später mal einen längeren Eintrag. Nur soviel – Ich liebe die Kirche hier. Von außen sieht sie aus… Naja, vielleicht wie ein Gebraucht-Auto-Händler, von innen ist es einfach ein großer, heller Raum, einige Zimmerpflanzen drin und eine art ganz kleine Bühne vorne, es stehen ein paar Stühle drin… Aber bevor man überhaupt rein kommt hört man schon die Musik – die Musik ist, passend zum Thema wirklich göttlich – stellt es euch ein bisschen so vor, wie „Santa Claus is coming to town“ von den Pointers Sisters oder „I will follow him“.
Man kommt also rein und die Leute stehen da und singen und haben die Augen geschlossen, manche strecken die Hände in die Luft und bewegen sich ein bisschen mit der Musik, vorne steht die Band (Keyboard, Gitarre, Percussion und eine Sängerin). Ab und zu ruft jemand „Jesus“ oder „Amen“ oder irgendwas derartiges rein. Hat ein bisschen was von einem sehr friedlichen Konzert.
Eine „Predigt“ gibt es auch – zugegeben, ich hab gedacht: „Na toll. Jetzt ist der Spaß vorbei.“ aber Predigt ist wirklich nicht gleich Predigt. Der Mann, der sie heute gehalten hat (der Pastor ist gerade nämlich nicht da) macht wirklich mehr den Eindruck, er würde sich auf einer Poolparty befinden und eben ein bisschen über Gott und die Welt plaudern. Während dessen übrigens ging tatsächlich eine Liste herum, wer was zu der Poolparty nächsten Sonntag bei ihm zuhause mitbringt und wer überhaupt kommt. Zwischendrin in der Predigt macht er witze, für die man aus einer deutschen Kirche wahrscheinlich mit einer Fliegenklatsche verjagt worden wäre.
Vor der Predigt übrigens wurde ich mit Applaus begrüßt, weil ich das erste mal da war und nachher haben mich diverse Leute angesprochen und noch mal persönlich willkkommen geheißen. Sie brauchen sich aber wirklich keine Sorgen zu machen – wenn die Musik immer so gut ist, dann komm ich auch gerne wieder!

Und jetzt zum letzten Punkt. Der Geist.
Dieses Mal nur so viel: Wir haben noch eine vierte Mitbewohnerin – und ich meine nicht Tootsie.

So, ich hoffe jetzt habt ihr erst mal genug, worüber ihr euch den Kopf zerbrechen könnt. Wenn ihr fragen habt, dann könnt ihr sie ja ins Gästebuch schreiben, bzw. mir da auch anregungen geben, was ihr gerne als nächstes „thematisiert“ hättet. Ansonsten, Have a good one!

Freu mich von euch zu hören!